Lerntheoretische Didaktik - Berliner Modell 1

Wolfgang Schulz (1965) in Heimann/Otto/Schulz 1965

Definition:
Didaktik ist die Theorie des Unterrichts und aller ihn bedingenden Faktoren

Grafische Darstellung des Modells

Ausgang: konkreter Unterricht wird von angehenden Lehrern beobachtet

I. Phase: A n a l y s e

(unter Einbeziehung gesellschaftlicher Normen sowie fach- und erziehungswissenschaftlicher Erkenntnisse zur Herausbildung subjektiver Unterrichtstheorien)

1. Strukturanalyse (Beschreibung)

Bedingungsfelder

Entscheidungsfelder

2. Bedingungsprüfung (Bewertung)

NormenkritikFaktenbeurteilungFormenanalyse
semantische Eindeutigkeit, Vereinbarkeit, Begründungen, Herkunft, Nutznießer, Folgen.Überprüfung von Aussagen, die sich auf Fakten beziehen.Befragung der Gestaltungsformen des Unterrichts auf ihre Gebundenheit an die ursprünglichen Voraussetzungen.

II. Phase: P l a n u n g

(unter zusätzlicher Berücksichtigung der Planungsprizipien und der bisher ausgebildeten subjektiven Unterrichtstheorien)

1. Strukturplanung ganzer Unterrichtseinheiten

Bedingungsfelder

Entscheidungsfelder

2. Strukturplanung einzelner Unterrichtsstunden

unmittelbare Voraussetzungen

Entscheidungsfelder

beabsichtigte Weiterführung

3. Verlaufsplanung einzelner Unterrichtsstunden

 

Mindestkomponenten des Strukturmodells für die Analyse und Planung

a) Bedingungsfelder:

anthropogene Voraussetzungensoziokulturelle Voraussetzungen
Lehr- und Lernkapazität, Geschlecht, Alter, Milieu, Kontaktnahmen, Zielbezug, Verfahrensangepasstheit, Leistung.Klassenstärke, Schülerauswahl, Gruppenordnung, Kooperation, Rivalisation, Schülerordnung, Lehrplan, Ausstattung, Kollegium.

b) Entscheidungsfelder:

IntentionalitätThematikMethodikMedienwahl

Dimensionen:
kognitiv, pragmatisch, emotional.

Stufen:
Anbahnung, Entfaltung, Gestaltung.

vorfachliche Ordnung, fachspezifische Ordnung, fachübergreifende Ordnung, Strukturzusammenhang1. Methodenkonzeptionen,

2. Artikulationsschemata,

3. Sozialformen,

4. Aktionsformen,

5. Urteilsformen.

polyvalent oder monovalent,

Abbildung, Muster, Symbol,

Lehr-, Lernmittel,

Vertrautheitsgrad, Akzeptionsgrad,

Korrespondenz.

Planungsprinzipien:

Grundannahme: Die Einzelstunde ist nur im Rahmen größerer Unterrichtseinheiten planbar

 

Beispiel einer Verlaufsplanung:

erwartetes Schülerverhaltengeplantes LehrerverhaltenDidaktischer Kommentar
.........
Schüler spielen die Diskussion von Verkehrsteilnehmern nach einem Unfall.Lehrer regt an, daß in mehreren Variationen ein Schüler als Polizist hinzutritt

oder

Lehrer spielt selbst einen besonders unsachlichen Polizisten.

Die Polizistenrolle mit ihrer notwendig der objektiven Klärung dienenden Funktion wird allmählich herausgearbeitet.
.........

Intentionalität:

Stufekognitive Dimensionemotionale Dimensionpragmatische Dimension
3. GestaltungÜberzeugungGesinnungGewohnheit
2. EntfaltungErkenntnisErlebnisFertigkeit
1. AnbahnungKenntnisAnmutungFähigkeit

und zum Vergleich dazu:

Die Lernziel-Taxonomie nach Bloom/Krathwohl/Masia u. a. für die kognitive und affektive Dimension und von Dave für die psychomotorische Dimension (nach Hilbert L. Meyer (1991). Trainingsprogramm zur Lernzielanalyse. 12. Aufl., Frankfurt am Main: Hain.)

kognitive Dimensionaffektive Dimensionpsychomotorische Dimension
(nach dem Grad der Komplexität)(nach dem Grad der Internalisation)(nach dem Grad der Koordination)
6. Beurteilung

5. Synthese

4. Analyse

3. Anwendung

2. Verständnis

1. Kenntnisse

5. Erfülltsein durch einen Wert oder eine Wertstruktur

4. Strukturierter Aufbau eines Wertsystems

3. Werten

2. Reagieren

1. Aufmerksamwerden; Beachten

5. Naturalisierung

4. Handlungsgliederung

3. Präzision

2. Manipulation

1. Imitation


entnommen aus:

Heimann, Paul; Schulz, Wolfgang; Otto, Gunther (1965). Unterricht - Analyse und Planung. Hannover: Schroedel.