Das Elisabethanische Weltbild

Es gilt noch das geozentrische oder ptolomäische Weltbild (Ptolomäus, 2. Jh. v. Chr.), bei dem die Erde der Mittelpunkt des Universums ist und alles andere darum herum gruppiert ist.
Obwohl Kopernikus etwa 1543 das heliozentrische Weltbild entdeckt hatte, bei dem die Sonne der Mittelpunkt ist und die Planeten um sie herum gruppiert sind, blieb das alte Weltbild noch gültig. Das alte Weltbild wurde durch die Entdeckung Amerikas (hinter dem Meer gab es doch etwas) erschüttert, und die Naturwissenschaften wurden gestärkt. Aber der Kirche war dieses neue Weltbild nicht recht, da ihre Definition von unten und oben etc. dadurch ins Schwanken kam. Sie setzte dieses Wissen auf den Index, welcher bis 1835 seine Gültigkeit hatte. Sogar Galileo Galilei musste seine Äußerungen über das heliozentrische Weltbild 1633 widerrufen.
Diese Wertekrisen sind bei Othello schon sichtbar, stärker aber bei King Lear und Hamlet.


Die Zeit für England

Renaissance, d. h. die Wiedergeburt des Ideengutes der griechischen Antike. Hier kommt es zu einer Verbindung von antiken griechischem mit christlichem Gedankengut (auf dem Kontinent schon früher).

Hauptaspekte:

  1. Erde und das ganze Universum:
    Kette des Seins (chain of being), ursprünglich von Plato: Timaios
    Hierarchien - jedes Teil der Erde/des Seins ist Glied der Kette
  2. Welt und Universum:
    Analogien
    Weltbild der Korrespondenzen: auf allen Schichten haben sich die entsprechenden Stufen/Plätze mit gewissen Hierarchien gebildet
  3. Kosmos (cosmic dance):
    - bewegt sich in einem Tanz, durch Reibung entsteht diese Musik
    - Sphärenmelodie - fähig zu heilen und zu trösten, für menschliche Ohren eigentlich nicht mehr hörbar. Irdische Musik ist ein Abglanz der sphärischen Musik.
    (In Shakespeares Stücken häufig am Schluss Musik und Tanz; Harmonieelement)
sublunarer Bereich: zwischen Erde und Mond, d. h. unter dem Mond liegend
coelum empyreum/primum mobile: göttlicher Bereich, der erste Bereich, die äußerste Sphäre, von dem die Bewegung ausging
die vier hauptsächlichen Eigenschaften:
coelum empyreum - ewig (Zeitdauer)
- beständig (es ändert sich nichts), in sich starr
- vollkommen, nicht verbesserungsfähig
- rein
Gott mit den Engeln
sublunarer Bereich - vergänglich
- wandelbar
- unvollkommen
- nur Mischungen (nichts reines; fürchteten die Elisabethaner
 

Dichotomie zwischen Coleum empyreum und dem sublunaren Bereich, eines ist das Gegenteil zum anderen

Es herrscht Fortuna, eine Art Dienerin Gottes im sublunaren Bereich, (fickle fortune = wandelbare oder launische Fortuna) im Dienste der Vorsehung mit dem wandelbaren Mond, auch die Sterne haben Einfluss (positiven oder negativen Einfluss auf die Geschicke des Menschen, nie gegen Gott, Gott lässt es zu direkte Verbindung von Christentum und römischer Mythologie.

The mirror for majesty....

Mondgöttin (Diana)

durch den Sündenfall ist folgendes geschehen

Was ist die chain of being?

- die hierarchische Stufung entspricht der Wertbeschreibung; jedem Glied ist ein Platz zugeordnet, jeder hat an seinem Platz einen gewissen Sinn und auch eine Verantwortung. So ist Meuterei eine Todsünde, weil man sich gegen seinen zugewiesenen Platz auflehnt.
coelum empyreum: Gott Erzengel Engel

  Stufe Elemente Eigenschaft(en) Primat
sublunarer
Bereich

1

unbelebte Natur: Elemente, Metalle Flüssigkeiten Sein = Existenz Feuer

2

vegetative Natur Sein
Leben
Eiche

Rose

3

fühlende Natur (im weitesten Sinn das Tierreich) Sein
Leben
Gefühl
Löwe

Delphin

Adler

4

Klasse der Menschen (Schlüsselfigur im ElisabethanischenSystem) Sein
Leben
Gefühl
Verstand
König
coelum empyreum

5

Klasse der Engel bestehen aus reinem Intellekt, der überlegenen Eigenschaft,
unabhängig von den Eigenschaften des sublunaren Bereichs
Gott

Es gibt eine progressive Vervollkommnung von Stufe 1 zu Stufe 5.

Die reine Existenz ist dauerhafter als z. B. der Mensch. Im Verhältnis sind Tiere stärker als der Mensch, der sich vervollkommnen möchte. Die unteren Stufen haben Eigenschaften, die die oberen nicht haben.

Der Mensch ist ein duales Wesen. Er steht im Spannungsverhältnis zwischen Engeln und Tieren und spiegelt Gefahren wieder. Die tierische Natur ist nicht weit genug entfernt, um sich "sicher" zu fühlen. Der Mensch hat seine Vollkommenheit durch den Sündenfall verloren.
ratio-passio-Konflikt: Mensch zwischen Gut und Böse, zwischen Gefühl und Verstand

Nurture - Erziehung, um damit die Vollkommenheit und Erkenntnis gewinnen. Erkenntnis ist das Ziel und der Erfolg der Erziehung. Selbsterkenntnis ist das höchste Ziel, das Wissen, an welchen Platz man gehört und wie man sich entsprechend zu verhalten hat. Der Mensch hat den Drang zur Vervollkommnung ⇒ nach Höherem streben. Er kann sich durch Erziehung dem Ziel der Vervollkommnung nähern. Der Mensch muss bemüht sein, die ratio siegen zu lassen, um sich von der unteren Schicht abzuheben. Dazu bedarf es den Willen und die Selbstbeherrschung. Er hat starke Verantwortung, je höher er steht desto größer ist die Verantwortung. Ein schuldiger König zerstört nicht nur sich selbst und die Welt sondern auch den Kosmos. Dieser wird in Unordnung gebracht,

z. B.: Lear verfällt dem Wahnsinn → Wetter: Gewitter, Sturm,....
Hamlet lässt die passio siegen, als er durch den Vorhang sticht
Macbeth lässt die passio siegen, als er dem Wunsch, König zu werden, nachhilft.

Bürgerkrieg/Bruderkrieg ist gefährlich und führt zum Staatschaos. Auch Fortuna (Rad der Fortuna) und das Geschick der Sterne konnte den Kosmos in Unordnung bringen. Der Mensch ist also "ausgeliefert", dem Einfluss ausgesetzt.

Hilfe für den Menschen: Er kann dieses Ausgeliefertsein nur durch Gleichmut (= stoa; antik) und Demut (christlich) aushalten. Beide gelten als höchste Tugend. Horatio (Hamlet) ist ein deutlicher Vertreter dieser Haltung. Dabei ist die Demut nicht passiv gewertet sondern als Selbstbeherrschung bzw. als den Willen, sich selbst zu beherrschen und nicht gehen zu lassen.

Verstand und Willen gelten im Elisabethanischen Weltbild als höchste moralische Grundlagen/ Basis (siehe Macbeths Unvernunft).

Elemente

Elemente Eigenschaften
Erde das schwerste und damit das niedrigste Element kalt, trocken
Wasser   kalt, nass
Luft

im sublunaren Bereich:

über dem sublunaren Bereich:

heiß, nass

unrein, dick

Äther: leicht, rein

Feuer bildet einen Übergang in den Bereich der Planeten, in den Kosmos heiß, trocken

Im Menschen sind idealerweise alle Elemente im gleichen Verhältnis in den Körpersäften (in the humours) vorhanden. (A. Dürers: Die vier Apostel die vier verschiedenen Typen)

Je nachdem, welcher Körpersaft überwiegt/dominiert, spricht man von

Erde schwarze Galle Melancholiker der interessanteste Typ für die Elisabethaner,
nicht unbedingt einschätzbar: konnte nur Denker sein oder aber auch bösartig
z. B.: Don John (Much ado about nothing), Hamlet (Hamlet),
vorwiegend in den höheren Schichten: Stars
Wasser Schleim (engl.: phlegm) Phlegmatiker sitzfreudiger; langsamer Mensch
Luft Blut Sanguiniker unerträglich gute Laune, ihn kann so gar nichts richtig ärgern

meist in den unteren Schichten: Clowns, Moderatoren im Radio

Feuer gelbe Galle Choleriker Zorn

ursprünglich: comedy of humours (Metapher) = Typenkomödie (siehe Ben Jonson)
heute: Verengung des Begriffs
Der Mensch als Mikrokosmos ist dem Makrokosmos (dem Universum) gegenüber gestellt.

Dichtungstheorie

Stellung der Dichtung innerhalb des Weltbildes

ursprünglich: comedy of humours = Typenkomödie

Puritaner nehmen an Gewicht zu:
  1. Arbeiten und Beten → ja; Kunst → nein
  2. stellt nicht die Wirklichkeit dar → Fiktion (altera natura)
  3. regt die Phantasie gefährlich an
1642 Theaterschließung unter Cromwell — Theater gilt als unmoralisch, eine Lüge

danach: comedy of manners = Sittenkomödie   →Restaurierung, Renaissance

Dichter sind die höchsten Lehrmeister

Aristoteles
Der Ausgang für die Dichtungstheorie ist Aristoteles, der ein Schüler von Plato war.
Alle Kunst ist Mimesis (Nachahmung). Mimesis stellt die Verbindung her zwischen Ars (Kunst) und Natura. Ars soll mit Notwendigkeit und Wahrscheinlichkeit die Natur darstellen, sie geht auf das Wesentliche ein, soll die Eigentlichkeit des Lebens (= das Wesentliche) darstellen.
Kunst, lt. Aristoteles, soll den Zuschauer zum einen erfreuen, begeistern (delectare) und ihn zum anderen rühren, bewegen (movere).

ATT:   das platonische Weltbild des Aristoteles ist das Jenseits
Unsere Welt ist die Höhle, in der der Mensch angekettet ist und auf die ihm gegenüberliegende Seite sieht. Der Mensch sieht nur die Schatten der Ideen, d. h. deren Abbilder. Die Ideen bewegen sich in der wirklichen, idealen Welt, in die der Mensch nicht sehen kann. Diese Ideenwelt ist die metaphysische Welt.

Das Höchste der Kunst ist die Erlangung der Selbsterkenntnis und damit ein entsprechendes Handeln.

Sidney's: The Defence of Poesie: Apology of Poetry

→ Verteidigung der Kunst,

Puritanische Angriffspunkte:

  1. Zeitverschwendung, weil sie vom nützlichen Tun ablenkt/abhält (betrifft sowohl die Herstellung als auch die Wahrnehmung, nur die Bibel ist erlaubt)
  2. Dichtung lügt, sie ist nicht reell/real
  3. regt die Phantasie gefährlich an

- Sidney geht stark auf Aristoteles zurück    → Neo-Platonismus (Neuplatonismus)

Der Dichter ist eigentlich ein Prophet, er kann sich von den Schatten lösen und kommt den Ideen mit Hilfe seiner Imagination näher die dichterische Phantasie ist der Wirklichkeit, dem besserem, näher. Die Sinne können getäuscht werden "Scheinsein" bei Shakespeare (Schein ist das, was die Sinne wahrnehmen, und die Sinne können am meisten getäuscht werden.)

bei Shakespeare:

häufig ist nur durch ratio die Wahrheit feststellbar Sinne täuschen
z.B.: Othello sieht die Untreue Desdemonas, weil Cassio im Besitz des Taschentuchs ist (augenscheinlicher Beweis, angeblich) (Oth)

Sidneys Hintergrund ist auch der Natura-Ars-Gedanke:

Natura ist die 'graue' Welt und Ars ist die 'goldene' Welt, die der Wirklichkeit näher ist. Ars ist um so klarer, je mehr sie sich den Ideen nähert. Sidney strebt altera natura an. Er will fort von der bleiernen, grauen Welt, Kunst soll eine goldene Welt schaffen.

Die Dichter* sollen in der puritanischen, elisabethanischen Welt die 'vornehmsten' Lehrer der Menschen sein. Das Böse soll beseitigt werden, Dichtung soll belehren (docere).

3 Elemente der Kunst

  1. Dichter* = Dichter sollen lehren (to teach) und erhellen (to delight), Kotau vor den Puritanern
  2. Philosoph = ist dem Dichter unterlegen, da er nicht erfreuen kann und nur sehr schwer verständlich ist
  3. Historiker = kann nur darstellen, was war. Er ist den Fakten unterworfen, kann nicht moralisch erfreuen

Dichtung stellt dar, was sein sollte unabhängig von den Realitäten oder was sein könnte. Sie stellt ein mögliches Bild der Wahrheit dar und somit ist der Lügenvorwurf beiseite geräumt. Dichtung ist "a sugar coated pill" (Metapher), ein "speaking picture" zum Belehren und zum Erfreuen (notable picture of virtues and vices).

Learning (lt. Sidney):

  1. purifying wit — Reinigung des Geistes (frz.: esprit)
    ([LLL] das soll Berowne am Ende durch die Aufgabe erlernen)
  2. enriching of memory — Bereicherung des Gedächtnis
  3. enabling of judgement — überlegtes Urteilen
  4. enlarging of conceit — bildreiche Sprache geistreiche Anwendung, Erweiterung der sprachlichen Möglichkeit, Vorstellungskraft

effect of learning: der Mensch kann sich aus der gegebenen Situation heraus verbessern

Sidney wollte etwas gegen die Kunstverachtung der Puritaner tun. Er weist ständig auf die Belehrungsfunktion der Dichtung hin. Dichtung ist also nicht unnütz, da sie die Selbsterkenntnis des Menschen fördert und ihn über sich selbst belehrt.

Das ist das höchste Ziel (des Lernens) für die Elisabethaner. Der Effekt des Lernens ist die mögliche Annäherung an die Engel.

(Nur Kinder und Personen mit kindlichem Gemüt verwechseln Dichtung mit der Wirklichkeit)

Kunst:

Sidney =/= Aristoteles
Nützlichkeit   spricht nicht von Nützlichkeit

Spiel im Spiel

Sidney: Kunst ist immer dazu da, sich selbst zu reflektieren, ein Verfremdungseffekt ist nicht mehr nötig.

z. B.: Richard III:

R. ist gewissermaßen der Autorenspiegel. Er plant und führt durch, er setzt seine Intrigen als Werkzeug ein.

Margaret: Metapher des Rollenspiels bzgl. des Hofes, Elisabeth: "You are the painted queen ..." Uneigentlichkeit, da eigentlich ihr die Rolle zusteht.

Zuschauer soll lernen, dass er nur eine Rolle spielt und dementsprechend wichtig ist (Welt und Bühne stehen gleich)

Dramaturgische Verfahren

Das dramaturgische Verfahren geht auf Seneca zurück

Flüche

(R III):
Prolog: Richards Prophezeiung negative Persönlichkeit und 'G' tötet die Söhne Edwards IV

Akt I: Annes Prophezeiung IV.3

I.3 Fluch von Margaret König: zu maßvolles Leben II.2

Kronprinzen Edward: Tod wie eigener Sohn in seiner Jugend IV.3

Elisabeth: Widerspiegeln Margarets Schicksal Henry VII

Rivers: unnatürlich Tod III.3

Hastings: unnatürlicher, verfrühter Tod III.4

Richard: Schrecken der verzögerten Rache, Gewissensbisse, Vertrauen am Verräter, Schlaflosigkeit, Alpträume

Buckingham: Überlaufen von König zu Richard, Reue in V.1

übergreifender Fluch, der das ganze Stück strukturiert

II.1 Selbstfluch von Buckingham IV.2

Selbstfluch von Anne

IV.2 Prophezeiung Henry VI Richmond wird König V.5

Prophezeiung irischer Barde

Richard: wenn Treffen auf Richmond, Lebensende nahe V.5

IV.4 Bestätigung der Flüche Margarets

IV.4 Fluch der Mutter Richard

(und Gebet für Richmond)

Träume

(R III):

Prophezeiung Henry VI bez. Richmond

Gedanke der Determination: es wird etwas gesagt, und das tritt später auch ein

in der Renaissance: Flüche, Träume, Prophezeiungen treten immer ein

z. T. auch ironische Strukturen, wie z. B. Selbstprophezeiungen

Geister

Funktion:

Naturgeister:

Feen: sind beim Sturz Luzifers in der Atmosphäre hängen geblieben
Elementargeister, nett
Puck: findet Menschen komisch
treibt Schabernack ; gut oder böse
(z. B. schickt er Menschen ins Moor, die sich dann verirren)
Ariel: gehorcht unwillig einem weißen Magier
ist Geist des Elements
Queen Mab: bringt Träume (R&J)

Rachegeister:

Sie hängen in literarischer Tradition eng mit Seneca zusammen. Es sind meist getötete Verwandte. Der nahe Verwandte wird vom Geist des Getöteten zur Rachenehmung aufgefordert.

protestantisch: Tod Übergang ins Nichts (= weg)

katholisch: Tod Fegefeuer Übergang ins Nichts (= weg)

z.B.: Hamlet steht zwischen den beiden Richtungen: Geist Versuchung oder Pflicht?

Richard III: "despair and die" - Verzweiflung ohne Glaube an Gnade danach

Macbeth: Banquos Geist erscheint nur Macbeth. Diese Art symbolischer Geist verunsichert Macbeth. Da der Geist nicht redet, wird Macbeth noch zusätzlich verunsichert

dämonische Geister:

Sie sind mit dem Teufel im Bunde.

Caliban:

- (The Tempest)
- Sohn des Teufels und der Hexe Sycorax
- monströses Aussehen: halb Mensch, halb Fisch
- eigentlich böse: triebhaft, hasserfüllt gegenüber den ihn dominierenden Prospero
- aber liebt schöne Verse, Musik, ist empfänglich für Schönes
- ist in sich aufgespalten
- am Schluss noch fähig zur Reue (Er steht noch über den Adligen, die nicht zur Reue fähig sind). Reue ist die Voraussetzung für göttliche Gnade.

Hexen:

- Zwitterwesen - Vertreter des Chaos - Funktion der Versuchung

Hecate:

- (Mac) - eng verbunden mit der Erdmutter (Urmutter Gea) - dreigestaltige Hexe für die Unterwelt

Liebestheorie

Neuplatonismus: Verbindung des alten platonischen Begriffs mit dem Christentum

Gott strahlt alle 'Seins'-Formen aus = Emanation

Er ist der Geist (alle Ideen Platons sind im Geist enthalten)

Emanationen: Gott Seele körperliches Erscheinen (mit den Sinnen wahrzunehmen) Materielles

Liebe ist der Wille zur Verewigung, der Wille, hin zu Gott zu kommen. Sie zählt zu den ewigen Ideen, alles davor sind nur Zustände dahin (platonische Liebe)

Geliebte bedeutet Weg zur göttlichen Liebe (Desdemona ist der Weg hin zur göttlichen Liebe, Othellos perdition (Loslösung) wäre einer Verdammung gleich)

Renaissance:
Neuplatonismus: Petrarca
Florentiner Akademie: Fecino
Aristotelismus, (Padua)

Renaissance entwickelte sich von Italien ausgehend über Frankreich, Deutschland, etc. schließlich auch in Großbritannien. (14. - 16. Jh.)

Fecino: Vertreter der geistigen Liebe, die an der Schönheit (Harmonie, Weisheit, unsere heutige Glücksvorstellung,...) ausgerichtet ist.

An der Schönheit ist die Seele zu erkennen, sie ist nur vom Auge und Ohr wahrnehmbar, die niederen Sinne wie Tasten, Fühlen,... haben an der idealen Liebe keinen Anteil. Schönheit ist ein Abglanz der Güte Gottes. Liebe kann sich auch im Körper eines Menschen widerspiegeln.

Geistige Liebe findet nie ein Ende. Sie beruht auf der Affinität der Menschen. Liebe beginnt eigentlich über das Auge (bei Othello über das Ohr). Die Augen der Liebenden verwunden sich gegenseitig (häufig dargestellt durch Pfeile), und somit kommt es zu einer Verbindung der Lebensgeister der beiden Liebenden (Seelentausch). Lebensgeist ist im Körper der Menschen vorhanden, er wird durch die Wärme im Körper und durch die Augen ausgestrahlt. Liebe bringt Wesen und Seele zusammen, aber Liebe ist auch als Verwundung und Krankheit möglich (z. B.: in den Sonetten). Die körperliche Liebe soll überwunden werden, somit soll die ideale Liebe gefunden werden.

Ideale Liebe ist die ständige Begeisterung schlechthin, und sie ist vorwiegend in der Seele wirksam. Die von den Augen wahrgenommene Schönheit des anderen ist nur eine Vermittlung des Wesens, eine Art Wesensschau, das Worum es geht. (zentrales Thema in Othello: Desdemonas Erkennen von Othellos Wesen).

Wahre Liebe strebt nach Erkenntnis des anderen. Erkenntnis kann nur von der Vernunft, der Seele, geleitet werden. Vernunft und Empfinden muß bei der Liebe da sein, damit sie nicht scheitert. (Julia richtet sich immer auch nach der Vernunft.) Erwiderte Liebe ist ein Seelentausch. Gemeinsam versucht man dann der Liebe Gottes näher zu kommen, die weltliche Liebe ist dabei eher nur ein Hindernis.

Liebestod wird als Metamorphose empfunden. Er ist nicht das Ende, sondern der Übergang in eine höhere Sphäre, ein Verlassen der weltlichen Hülle (Othello hat Angst, existentielles Grauen, weil sein Tod kein Liebestod mehr ist bzw. sein kann).

Petrarca, Francesco (1304 - 1374), Italiener

Liedersammlung: vorwiegend über Laura, die zunächst Objekt der Begierde ist, welches aber nicht erreicht wird. Dann nach ihrem Tod ist sie Objekt der Anbetung und Vergötterung von der weltlichen Liebe zur reinen Liebe

Petrarkismus: - Renaissancebewegung

- Stilrichtung der Liebesdichtung

Motive:

Stil:

Klischees:

Die Nachfolger Petrarcas, die Manieristen, haben sich eng an die Form gehalten, jedoch hatten ihre Werke kaum noch Inhalte.

Shakespeare macht sich in seinen Liebesdramen über diesen Manierismus lustig.

Minnesang: in Deutschland

Minne = Gedenken, später liebevolles Gedenken und schließlich nur noch körperliche Liebe

niedere Minne - bloße Befriedigung des Bedürfnisses, des Geschlechtstriebes

hohe Minne - lebensbestimmende Kraft

Idealbild der Frau: hochgestellte Frau, Herrin, die vom Ritter umworben wird, dieser jedoch wird sie nie erreichen Gesänge und Gedichte der Ritter soll die Läuterung erfahren

Troubadour: (11. - 14. Jh.) in Frankreich

Für Shakespeare ist Liebe auch Arbeit. Es ist ein Läuterungsprozess, die eigene Seele steht auf dem Spiel. Shakespeares Widersacher Spencer versucht die irdische mit der geistigen Liebe in Einklang zu bringen. Nun wird Gefühl individualisiert. Es kommt zu einer Verbindung von persönlichem Erleben und Ausdruck (bisher: nur Ritual)

Aristoteles: tragische Versagung (Desdemonas Tod)

Der Petrarkismus war im England am Hofe sehr angesehen. Elisabeth sah ihre Höflinge als petrarkistische Liebhaber. Alles (Kämpfe, Streite, ...) sind Liebesdienste für Elisabeth, sie nutzt es so richtig und heftig aus.

Liebestragödie

- eigentlich kein Thema, da die Liebe nach dem Tod nicht aufhört

Themenkonstellation mit bestimmten Ablauf:

love fortune death
- Liebesversuch
- liebendes Erkennen
- Glückswandel
- Verwandlung (Othellos durch Iago)
- Katastrophe
- einsam werden
- schließlich der Tod
(Desdemonas psychische und räumliche Isolierung (Insel)

Romeo und Julia (R&J): Lichtmetaphorik: Sehen und Erkennen, Klarheit (Neuplatonismus)

Othello (Oth): entgegengesetzt: dunkel/Nacht, Chaos, Verwirrung, Täuschung der Sinne

Ikarus-Motiv:

Aktäon-Motiv: Aktäon war ein Jäger, der sich in Diana (Göttin der Keuschheit) verliebte. Eines Tages schaute er ihr beim Baden zu, sie bemerkte es und verwandelte ihn zur Strafe in einen Hirsch. Dieser Hirsch wurde von seinen eigenen Hunden gerissen.

Komödien:

Gibt es seit Anfang des 20. Jh. noch Tragödien?

Nein, eigentlich nicht, weil der Mensch als Einzelner keine Schuld mehr hat sondern die Familie, die Klasse, ein Lebensmittel, etc. Sie sind entweder den Griechen angelehnt oder beinhalten Sozialkritik.

Tragik

lt. den Griechen: unverschuldete Verstrickung zwischen z. B. zwei Gottheiten, die zur Schuld führt

man weiß nicht, was Gut und Böse ist

mit dem tragischen Held ist ein Wert verbunden

nach dem Christentum: Selbstschuld bzw. Dummheit, weil man ja weiß, was Gut und Böse ist

Individuum im Widerspruch zu gesellschaftlichen Normen

King Lear - fehlende Selbsterkenntnis

Othello - Eifersucht

Macbeth - Selbstsucht

Determinismus: - eigentlich hat der Protagonist keine Chance, sich gegen sein Schicksal zu wehren

- eine persönliche Entscheidung muß in die Tragik führen

- Entscheidung und deren Möglichkeit Auslöser der Tragik

Kernelemente echter Tragik: Anrennen leidenschaftlich bewegter, bedeutender Menschen gegen Mächte, denen sie nicht gewachsen sind, und in einer gewissen, alles Streben der Menschen täuschenden Ironie des Geschicks

alles irdisch-machtvolle Streben der Menschen, der Egoismus als Herrschsucht, Eifersucht und leidenschaftliche Liebe, führt schließlich nicht zum Glück sondern 'defeats it's own end', d. h. bringt sich um jeden Preis des eigenen Strebens

Beispiele siehe unter: Richard III

Macbeth Opfer einer seelischen Erkrankung durch Hexen und Lady Macbeth

Othello Opfer einer seelischen Erkrankung durch Iago

Romeo and Juliet

A Winter's Tale:

Leontes allerbeste Jugendfreund Polixenes

befreundet

bzw. verheiratet

Hermione (Leontes Frau)

Tochter bzw. Sohn

Perdita (deren Tochter) Florizel

Leontes glaubt, daß Polixenes und Hermione eine Affäre haben. Leontes, der dem Orakel von Delphi nicht glaubt, wird völlig verrückt. Hermione verwandelt sich in eine alternde Statue, die beim Auftauchen ihrer Tochter nach 16 Jahren wieder erwacht. Die Tochter wurde weggegeben.

Eifersucht ähnlich wie bei Othello (Oth)

Rhetorik

Shakespeare muss die Rhetorik (= Kunst des Redens) als Schulfach gehabt haben. Er wußte, mit welchen Mitteln er welche Wirkung(en) erzielen konnte.

Mimetisches Dreieck: Werk

Autor Publikum

Alle Teile einer Rede sind bereits auf die Wirkung auf das Publikum ausgerichtet Wirkungsaspekt ist das Wichtigste

Es gibt drei Formen der Rede:

- Gerichtsrede (Anklage oder Verteidigung) (in Othello, Akt I)

- Politische Rede (Mahnung oder Warnung)

- Lobrede (Lob oder Tadel)

1 Inventio welches Thema (wer, was, wo, wann, warum, wodurch, auf welche Weise),

ordnen von Gedanken, welche zweckdienlichen Stoffe, Stilmittel, welche Methoden

res - verba - intellektuell überzeugen

- affektisch überrennen

- emotional ansprechen

Der Situationsmächtige soll überzeugt werden:

- docere - belehren, informieren, sachliche Argumente

- delectare - erheitern, erfreuen, sanfte emotionale Beeinflussung (Ethos)

- movere - bewegen (Pathos - Leidenschaft)

2 Dispositio (Anordnung, Aufteilung, Gliederung einer Rede)

2.1 Exordium (Einleitung)

Weckung der Aufmerksamkeit; (An-)Teilnahme oder Wohlwollen

2.2 a) Propositio (Anfang des Kernteils)

Mitteilen der eigenen Meinung, Ansicht äußern

Grad des Einwirkens:

King Richard III: I (1) 1-13 Ende der Rosenkriege Propositio - Narratio

I (1) 14-27 Richards Selbstdarstellung Argumentatio "but I ..."

I (1) 28-40 Schlußfolgerung Peroratio "... therefore ..."

Wortfiguren

  1. Positionsfiguren
  1. Wiederholungsfiguren
    ganze Teile, ganze Wörter oder ähnliche Wörter werden wiederholt
  1. Quantitätsfiguren
    1. Amplifikatio - größere verbale Einkleidung als das die Information benötigt
    1. Brevitas
      etwas wird ausgelassen, gekürzt
  1. Appellfiguren - direkten Zugang zum primären Publikum herstellen, Aufforderungscharakter
  1. Tropen
    (= Sprachwendungen) Wendepunkt, Bedeutungsverschiebung, Substitution eines ursprünglichen Wortes in einen von Haus aus anderen Bereich, gedanklich erfassbare Elemente; Figuren, die einen Gedankenwandel beinhalten
  1. Ironie
    etwas anderes sagen als man meint, wobei der Kontext aber dennoch darstellt, was man eigentlich sagen will
    siehe: Richard III, Macbeth und Romeo and Juliet

Komik

siehe: Volker Schulz aus der Shakespeare-Bibliographie

Komik: aus einer zum Lachen reizenden Harmlosigkeit, die auf den Missverhältnissen zwischen Schein und Sein basieren
- eine Erwartung wird getäuscht Normverletzung ist der Hintergrund, erwartet wird Vernunft
(Jede Komik besteht aus einer Normverletzung, aber nicht jede Normverletzung ist komisch!)
- an Zeit gebunden
- an Konventionen gebunden
z. B.: Kinder lachen nicht über das Hinfallen anderer Kinder wohl aber über das der Erwachsenen

Unzulänglichkeitskomik (Unterlegenheitskomik) vs. Überlegenheitskomik

- über eine Person wird gelacht vs. - mit einer Person wird gelacht

1) - 4) unterliegen jeweils einer dieser Komiken

1) Figuren-/Charakterkomik

jemand wird als Charakter komisch angelegt

z. B.: - Sir Andrew Aguecheek (Twelfth Night)

- die Damen (LLL) stehen über den Herren - in der Realität standen die Damen unter den Her- ren

2) Sprachkomik

Unzulänglichkeiten und übermütiges Spiel, Sprachmischungen

z. B.: - Holofernes (LLL): sein Epitaph

- Costard (LLL): siehe Armado

- Armado (LLL): Malapropismen: Benutzung falscher, unsinniger Wörter und deren Kreation - Unterlegenheitskomik (obwohl er Sprache bewusst benutzt), Versuch, sich möglichst gebildet ausdrücken

- Costard (LLL): unbewusst (Unzulänglichkeit)

-Berowne(LLL): macht Komik, weil er es will (Überlegenheit)

3) Situationskomik

die Situation an sich ist komisch

z. B.: - die serienweise Belauschungs-/Enthüllungsszene (LLL)

4) Konstellationskomik

aus der Konstellation der Figuren heraus

z. B.: - Konstellation der Damen & Herren vor dem Hintergrund des Eides der Akademiegründung, die Herren dürften eigentlich nichts mit den Damen zu tun haben (LLL)

- Konstellation zwischen dem langen Armado und dem kurzen Moth (LLL)

- der begriffsstutzige Costard ist letztendlich dem gebildeten Holofernes überlegen (LLL)

in (LLL): Witz wird als Kampfmittel benutzt

Berowne: Witz hat verschiedene Arten destruktiv Prüfung von Rosaline

Bildlichkeit

Der Vergleich ist der Urgrund jeglicher Bildlichkeit.

Wörter erfahren eine Veränderung, um etwas a) (aus)schmückender (ornat) und b) evidenter/anschaulicher (evidencia) zu machen. Man will dem Publikum etwas begreifbarer machen

I Metapher verkürzter Vergleich

Vergleich: Hans ist stark wie ein Bär.

stark wie = tertium comparationis (darüber läuft der Vergleich)

X wird in Beziehung gesetzt zu Y über den tertium comparationis.

Metapher: Hans ist ein Bär. frei vom tertium comparatione

setzt Konnotationen frei

Möglichkeit, beim Hörer verschiedenen Bilder hervorzurufen

d. h. frei interpretierbar (dick, groß, kuschelig, zottelig, hinterhältig), evtl. sogar verrätselnd

häufig als Beschreibung (Periphrase) benutzt

interessant: - Spenderbereich: häufig Begriffe aus der Tier- und Pflanzenwelt und aus dem Bereich von Himmel und Hölle

- es gibt eine Bedeutungs- und eine Wirkungsebene

Synaesthesie: verschiedene Sinneswahrnehmungen zusammengeschoben

z. B. laute Farben - visueller und auditiver Bereich

tote Metapher: davon wimmelt es in unserer Sprache

begreifen ursprünglich: anfassen, abtasten (taktil)

etw. Verstehen, mit dem Gehirn umgreifen (Metonymie)

verbum probrium (= übergegangen in unsere heutige Sprache)

ich habe etwas gespürt - urspr. hinter Tieren her gepirscht

  1. B. Neologismen: Raumschiff, Düsenjäger, Skyscrapper, Mouse (Computer), Kamel = Wüstenschiff

    kühne Metapher = dunkle Metapher (conceit) kaum zu entschlüsseln, begreiflich

    häufig im Barock

    z. B. Schwarze Milch der Frühe ... (Paul Celan)

    II Symbol ähnlich der Metapher (Sonderfall), aber bestimmte Besetzung, d. h. es wird immer etwas Konkretes, etwas sinnlich Erfaßbares für etwas Abstraktes eingesetzt

    Tiere in den Fabeln haben eher eine symbolische Ebene

    Symbole sind in der Literatur und in der Religion von Bedeutung.

    traditionelle/konventionelle Symbole

    nur in einem bestimmten Kulturkreis

    können nicht mißverstanden werden

    Verkehrszeichen

    Krone steht für Königreich, Zepter für Herrschaft und Schwert für Verteidigungsbereitschaft

    Schlange: - List (jüdisch-hebräischer Kulturkreis)

    - Weisheit (antikes Griechenland) Aesculap(stab)

    Ring steht für Unendlichkeit, Ewigkeit

    Trauerfarbe: in Europa - schwarz, in Asien und Afrika - weiß

    Farbe der Parteien: rot, schwarz, gelb, grün

    Farbe: rot - (urspr. Blut und Feuer = Leben und Wärme) Gefahr, Liebe, So- zialismus

    Farbe: blau - urspr. Geist und Himmel

    deshalb hat Marias Kleidung auf alten Gemälden immer die Farben blau und rot

    private Symbole

    innerhalb eines Textes oder eines sozialen Kontext: ein Gegenstand wird mit

    einem Symbol belegt, es muss im Text klar gemacht werden

    in Othello: das Taschentuch - Magie, bei Verlust bzw. Abgabe Verlust von Othellos Liebe (sein Liebeszeichen)

    in Brave New World (Aldous Huxley):

    Gottheit im Roman: Lord (= Ford)

    T (= Tin Lizzy = das erste Auto vom Fließband, in Serie gebaut = Beginn der Industrialisierung)

    = = Schnittpunkt zwischen Himmel & Erde (= Verbindung)

    = Kreuz (= Folterinstrument)

    III Allegorie ähnlich wie Symbol, nur das eine Person für etwas Abstraktes gesetzt wird, eine Idee wird personifiziert in den Moralitäten: Mankind, Virtue, Vice

    Justitia mit Waage, verbundenen Augen und Schwert

    Waage: Symbol für das Abwägen von Pro und Contra

    Schwert: Symbol für die Exekutive

    Augenbinde: Angeklagter wird vorher nicht betrachtet, Symbol für Unvoreingenommenheit, Neutralität

    Amor: Liebe, Blindheit er schießt ohne Sinn und Verstand wild durch die Gegend

    Ares: griechischer Kriegsgott, Mars: römischer Kriegsgott

    Allegorie des Krieges - "Grim-visag'd War" (Richard III: I,1,9)

    Aphrodite: griech. Liebesgöttin, Venus: röm. Liebes- + Gartengöttin

    Anspielung auf Natur und Liebe - "Nature" (Richard III: I,1,19)

    der deutsche Michel: Staatsallegorie

    der Tod als Gerippe: Stundenglas und Sichel sind dabei Symbole

    Gattungsallegorie ganze Texte, die auf einer Allegorie basieren.

    z. B. Allegorie des Narrenschiffs (aus der mittelalterlichen Literatur: Welt = Schiff) - jedes Element muß die Allegorie enthalten

    - Pilgrim's Progress (Bunge)

    - Vice-Figur

    Könige der Tudor-Zeit

    Henry VII 1485 - 1509

    Henry VIII 1509 - 1547 - supreme head

    - Katarina von Aragon, die Frau seines Bruders Henry VII, mit päpstlichem Segen (1509) Mary, geb. 1516

    ging ins Kloster und starb eines natürlichen Todes

    - löste sich von der katholischen Kirche (wurde 'Head of the Church of England'), damit er sich von seiner Frau scheiden lassen konnte, um

    - Anne Bullen (Boleyn), eine Hofdame, die von ihm schwanger war (1533) Elisabeth, geb. 1533

    verurteilt wegen Hochverrat und enthauptet

    - Jane Seymour (1536) Edward, geb. 1537

    starb im Kindbett

    - Anna von Kleve

    "ungebraucht" zurückgeschickt

    - Catherine Howard

    hingerichtet

    - Caterine Parr

    Edward VI 1547 - 1553 regierte mit Lord Protector

    Mary I 1553 - 1558 = Bloody Mary

    - führte das Land zurück in den Katholizismus, damit sie als legitim gilt

    - Philip II von Spanien

    - ließ alle Reformanhänger = Protestanten hinrichten

    Elisabeth I 1558 - 1603 - muß die Church of England wieder einführen, damit sie als Königin legitim ist

    - hat nie geheiratet

    - hat ihre Widersacherin Mary, Queen of Scotland, eine Katholikin im Tower eingesperrt und später hinrichten lassen, ebenso sperrte sie die Enkelin von Henry VII ein

    langsame Entwicklung hin zum Absolutstaat

    passive obedience

    der König ist unantastbar

    Usurpation (Thron-) ist das höchst denkbare Verbrechen gegenüber Gott und der Welt

    Geschichtsschreibung (in der Literatur)

    erfolgt verstärkt ab Mitte des 16. Jh..

    Multifunktionale Darstellung der Werke:

    Verdeutlichung für den König: so werde nicht

    Verdeutlichung für das Volk: gehorche dem König absolutistisches Königsbild idea- ler Herrscher

    Richard III ist ein abschreckendes Königsbeispiel

    Shakespeares Hauptthema: Usurpation, weil ...

    Elisabeth: - Heiratspolitikpoker betrieb

    Sie spielte mit den möglichen Heiratskandidaten. Nur so hielt sie die 'Feinde' ruhig und unter Schach.

    - Es wurde versucht, sie zu einer Nachfolgeregelung zu drängen

    häufig auf der Bühne, aber nur im Hintergrund, weil es eine Zensur gab

    - Sie ernannte erst auf dem Sterbebett Marys Sohn (aus Schottland) zu ihrem Nachfolger.

    Durch die Werke hatten die Schriftsteller die Möglichkeit, dem König Anstöße bezüglich seiner königlichen Pflichten zu geben, z. B. Hamlet: - courtier (= politischer Diplomat), scholar (= Gelehrter) und soldier (= Kämpfer).

    Das Verhalten des Königs reflektiert sich im Volk. Der König muß gnädig, gerecht, großherzig, mutig, tapfer und vorsichtig bei der Wahl seiner Ratgeber sein, (denn ein schlechter Ratgeber konnte den König ins Verderben reißen, z. B.: Edward II von Marlowe), er soll seine Untertanen schützen und ihre Zuneigung gewinnen und er muß Selbsterkenntnis besitzen, d. h., er muß um seine Pflichten wissen.

    Charakterisierungstechniken (Pfister)

    figural
    implizit = indirekte explizit = direkte
    sprachlich außersprachlich Eigenkommentar Fremdkommentar

    Monolog Dialog Monolog Dialog

    - sprachliches Verhalten
    z. B. heuchelnd, lügend, schmeichelnd
    innere Haltung
    - Stil
    z. B. Bildlichkeit
    - Register
    - Soziolekt
    - Ideolekt = persönliche Ausdrucksweise
    - Dialekt
    - Gestalt, Körperhaltung, Figur, Aussehen
    z. B. Andrew Aguecheek (Bleichgesicht)
    ist furchtbar lang
    und dünn (TwN)
    - Kleidung
    z.B. Hamlet: schwarze Strumpfhosen
    - Maske
    - Mimik
    z. B. Claudius (Hamlet) lächelt ständig
    Heuchelei
    - Gestik, Handlung
    - Requisiten
    z. B. Totenschädel
    (Hamlet)
    - Tod und Vergänglichkeit
    - wann? vor oder nach

    dem ersten Auftritt

    der Person?

    z. B. Iago beschreibt

    Othello und Desde-

    mona vorab (Oth)

    - in An- oder Abwesenheit?

    - ist die kommentierte

    Person bekannt?

    auktorial
    implizit explizit
    Stellung in Figurenkonstellation:

    - Parallel- oder Kontrastfiguren

    z. B. Othellos Wanderung von Desdemona

    zu Iago (Oth)

    - Begleitpersonen

    - mit wem ist jemand nie zusammen auf der

    Bühne?

    - Nebentext

    - sprechende Namen z. T. auch verweisende

    z. B. alle allegorischen Figuren

    Murderer (Richard III)

    Sir Andrew Aguecheek (Twelfth Night)

    Mr Teller - Geldzähler

    ATT: Fremdcharakterisierung muß nicht unbedingt stimmen!

    Theater

    - immer aus religiösen Ritualen entstanden

    - zur Verdeutlichung der Bibelgeschichten, da diese zunächst noch lateinische Texte waren

    - Übernahme der Sitte durch die Zünfte

    Zimmerleute spielten im Mittelalter immer das Stück der Arche Noah, aufgeführt auf Kar-

    ren/Planwagen

    Urform des englischen Theaters

    - später entwickelten sich daraus vagabundierende Schauspieler, die in Wirtshäusern auftraten

    - Patronats-Entscheidung (1572): Schauspieler wurden unter das Patronat von Lords etc. ge-

    stellt, eigentlich waren sie vogelfrei und hatten keinen sozialen Status; diese Lords hatten nur

    juristische, (zumeist) keine wirtschaftliche Funktion. Die Schauspielertruppen trugen von da

    an meist den Namen ihres Lords, z. B.: Lord Chamberlain's Men

    - keine weiblichen Schauspieler, weil ...

    ... es in der Kirche keine Frauen gab. Lt. Paulus hatten Frauen in der Kirche zu schweigen.

    Frauen galten nicht als juristische Personen.

    ... der Ruf der Theatergruppen/Schauspieler schlecht war

    Frauenrollen wurden von jungen Knaben gespielt bis sie in den Stimmbruch kamen

    - 1576: das erste feste Theater außerhalb von Londons Stadtmauern, südlich der Thames,

    'The Theatre'

    - Brutstätte der Gefahr, weil - leicht entflammbar (Holz mit Lehm gefüllt) und - bei Pest und

    - anderen Epidemien leichte Ausbreitungsmöglichkeit, deshalb als Volksversammlungsort

    schnell und leicht schließbar

    nebenbei: Juristentheater das private, antike Theater

    - die Chorknaben waren die Schauspieler

    - später ca. 1600 'The Globe'

    - jedes Theater hatte seinen eigenen Dichter/Dramatiker "The Globe" - Shakespeare

    - Stücke wurden tagsüber und nur bei gutem Wetter gespielt

    - sehr einfache Bühne, deshalb gab Shakespeare soviel Vorgaben und Textinformationen

    - nur symbolische Requisiten

    sehr ausdrucksstarker Schauspielstil und viele symbolische Gesten

    schneller Szenenwechsel möglich

    - Publikum: der einfachste Mann bis hoch zum angesehensten Adel

    - die 'Groundlings' zahlten 1 Penny (= 1 Brot), die Galerieplätze kosteten 2 Pennies

    - die Schauspieltruppe erhielt einen Teil des Eintrittsgeldes

    - die einzelnen festen Schauspieler waren eine Art Aktionär

    - bis 1642 Theaterverbot für ca. 20 Jahre - Oliver Cromwell übernahm die Regierung, er und die Puri-

    taner sahen im Theater eine Brutstätte für Unruhen

    - danach durften auch Frauen auftreten

    Form des Theaters:

    - rund Shakespeare: the wooden "O"

    - platea - Bühne, die ins Publikum hereinragt (typisch für Vice-Figur)

    - Falltür - Hölle

    - Himmel - aus dem die Götter erschienen, um die verzwickte Situation zu klären

    'Deus ex machina'

    Shakespeares Manuskripte

    Es gibt keine Shakespeare Skripte bzw. Manuskripte.

    - vor der Aufführung durfte nichts veröffentlicht werden

    - er schrieb Gebrauchsstücke

    Seine Sonette sind für ihn Poesie, sie gelten bei ihm und auch bei anderen als hochkulturell.

    Erst nach der Aufführung eines Stückes wurde es im Stationer's Register abgedruckt. Zuvor wurde es aber zensiert. Erst nach Abdruck gab es eine Sicherung der Rechte. Die eingetragenen, offiziell gedruckten Dramentexte sind die good quartos. Die Raubkopien/-drucke sind die bad quartos. Sie werden als 'bad' bezeichnet, weil sie illegal entstanden sind. Aber eventuell sind die bad quartos besser, weil sie nicht zensiert wurden.

    Quarto Q Größenangabe des Buches

    ~ DIN A 6, (= ¼ DIN A 4 Seite)

    Folio F Gesamt-/Sammelausgabe der Werke Shakespeares

    ~ DIN A 4 Seite

    aber: Die Ausgabe erfolgte 1623, erst nach Shakespeares Tod

    - er hat nicht Korrektur lesen können

    Shakespeare schrieb unter anderem, wie viele andere Schriftsteller auch, direkt für seine Schauspieler.

    Rezeption

    Es ist wenig über das Objekt der Rezeptionsgeschichte, mehr über die Zeit bekannt.

    Zunächst ist wenig über Shakespeare bekannt.

    Im Klassizismus galt Shakespeare als unmöglich, und grauenvoll. Er war zu unordentlich, verstieß gegen Reim, Zeit und Ordnung.

    In Deutschland:

    In der deutschen Romantik wird mit den klassizistischen Regeln gebrochen. Goethe bezeichnet ihn als Urvater aller künstl. Überlegungen. Shakespeare gilt plötzlich als Genie (Kunst- und Welt-). Schlegel und Tieck übersetzten Shakespeare und machten ihn der Allgemeinheit zugänglich. Dabei reinigten sie ihn aber, d. h. keine unanständigen Witze.

    Ende des 19. Jahrhunderts und Mitte dieses Jahrhunderts erfolgten neuere Übersetzungen (Graf Baudussin, Erich Fried [= der beste Übersetzer]). Aber heute sind viele Zusammenhänge nicht mehr bekannt. Eine Übersetzung ist deshalb schwierig, ebenso die Aufführungen. Bei einer Übersetzung kommt es immer zu Schwierigkeiten. Soll man Worte getreu übersetzen, aber dann verliert man den Reim. Oder soll man sinngemäß übersetzen, d. h. umdichten. Wie lautet die beste Übersetzung eines Puns, z. B. "sun/son of York" (R III), und die der ganzen zweideutigen Wörter. Auf alle Fälle kommt es zu Veränderungen des Originaltextes. In jede Übersetzung sind Interpretationen eingeflossen! Zudem erfolgt teilweise bei der Bearbeitung von Shakespeares Werken eine Anpassung dieser an den Zeitgeschmack, an die Mode. So stirbt die gute Frau in King Lear in der bearbeiteten Form nicht mehr.

    Adaptionen:

    Shakespeare beeinflusste aber nicht nur die Schriftstellerei/Schauspielerei, sondern auch andere künstlerische Bereiche. Hier findet man häufig Parodien und andere Abweichungen vom Original. Bei Rossini stirbt Desdemona (Oth) nicht. Sie wird als ein kleines quirliges Kraftwerk dargestellt. Dem gegenüber vernachlässigt Verdi den gesamten ersten Akt von Othello. Iago wird ein Credo in den Mund gelegt.

    Bsp.:

    Oper: Verdi, Guiseppe Macbeth, Othello, Falstaff

    Nicolai, Otto Die lustigen Weiber von Windsor

    Stutermeister, Heinrich Romeo und Julia

    Goetz, Hermann Der Widerspenstigen Zähmung

    Britten, Benjamin Sommernachtstraum

    Musical Porter, Cole Kiss Me, Kate

    verfilmte oder mitgeschnittene Theateraufführungen

    Malerei Ophelia

    Filme/Verfilmungen - setzte schon sehr früh ein, es gab sogar schon Stummfilme

    - interessant sind Verfilmungen aus anderen Kulturkreisen

    z. B.: Max Reinhardt Sommernachtstraum

    Olivier Hamlet, Richard III

    Di Caprio Romeo and Juliet

    Literaturwissenschaftliche Rezeption

    Der erste Versuch der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Shakespeare erfolgte bereits um 1800.

    Ende des 19. Jh.: (engl. Philologie)

    Positivismus: so viele positive Fakten wie möglich

    - Quellenforschung, erste Ansätze widersprechen dem Genie

    - Biographie aber nur Rekonstruktion - noch nicht beendet

    - Rekonstruktion der Zeitgeschichte Einwirken der Politik auf Shakespeares Werke

    - Versuch, die Terminologie der Zeit zu ergründen = Textforschung

    aber: Shakespeare-Texte sind außer The Temptest und Love's Labour's Lost keine Originaltexte.

    führte zu den Shakespeare-Lexikas, Versuch der Biographie Shakespeares

    20. Jh.:

    Mitte des 20. Jh.:

    - Strukturfragen Trend des Strukturalismus

    Formfragen: 3 Akte (= Komödie) oder 5 Akte(=Tragödie)

    Double time scheme

    - Gattungsfragen

    Komödie oder Tragödie, Historie?

    Wo ist die Grenze?

    neuere Tendenzen:

    - Rezeptionsforschung unter Betrachtung der Adaption

    Neuerungen, Umstellungen

    sagt kaum etwas über Shakespeare aus, mehr über die Zeit, in der die Adaption geschrieben wird!

    heute:

    - Gender-Studies

    Feminismus

    Rollenverhalten

    hat Shakespeare Frauen gemocht oder nicht? für beides gibt es Belege

    - Rekonstruktion der Sozialgeschichte Neo-Historizismus

    (Vorläufer ist die marxistische Literaturkritik)

    Welche Leute gingen ins Theater? Welche Wirkung auf die Besucher?

    War Shakespeare protestantisch oder katholisch?

    War Shakespeare Tudoranhänger oder -gegner?

    Sprache: semiotische Untersuchungen

    Stellung der Frau in der Elisabethanischen Zeit

    Klischees:

    1. Heilige
    2. Mutter
    3. Hure

    Emilia (Oth) setzt sich erst am Schluß gegen Iago durch Revolution, Ungehorsam

    Desdemona (Oth) galt als gute Frau - Grissell galt als Vorbild. (The Play of Patient Gris-sell von John Phillip: Grissell ist die tugendhafte, gute Frau; weitere Personen: Vicefigur: Politic Persuasion; Marquis Gautier, der von den Höflingen 'Reason', ... gedrängt wird zu heiraten;

    ATT: allegorische Figuren vermischt mit Personen)

    Lady Macbeth (Mac) zu Shakespeares Zeit:

    Es ist eine undenkbare, absolut nicht zeitgenössische Ehe dargestellt. Sie ist der männlichere Teil in der Ehe, die Vernunft gesteuerte Person. Die Rollen wurden hier von Shakespeare vertauscht. Sie, die Frau, hat eigentlich nur den Mann zu unterstützen. Macbeth gilt hier als Weichling. Zeitgenössisch wäre er ein noch größerer Waschlappen, wenn er sich von seiner Frau zu etwas Unanständigem verleiten läßt.

    In den meisten Werken Shakespeares ist die Frau immer die rationellere, der Mann ist immer eher emotional dargestellt.

    Die Vice-Figur

    Psychomachia: (Prudentius)

    - Kampf um die Seele. Das Laster greift die Tugend an; sie kämpfen solange, bis das Laster stirbt

    Allegorische Dramen: Morality Play

    - festes Handlungsschema und festes Figurenschema

    Vice   Mankind   Virtue

    Es ist immer die gleiche Reihenfolge:

    Versuchung - Fall - Reue - Erlösung/Vergebung = Psychomachia (Seelenkampf)

    Vice  = meist eine der 7 Todsünden

    siehe Richard III und Othello


    Das Böse aus theologischer Sicht

    = Streiflichter auf das Böse

    Wie kam das Böse in die Welt, die von einem guten Gott zum Guten gemacht wurde?

    Namen des Bösen:

    Bilder des Bösen:

    Marxistische Anschauung:

    Drewermann:

    Michael Ende:

    Othello als religiöses Drama:

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